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Die Krankenhausseelsorge

Die Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger werden in ihrem Arbeitsfeld zunächst einmal mit allen Problemen konfrontiert, mit denen sich Kirche und Theologie in unserer Gesellschaft auseinander setzen müssen.

Ein besonderes Problem ergibt sich allerdings dadurch, dass an sie nicht selten klischeehafte, aber dennoch hohe und inhaltlich weit gefächerte Erwartungen herangetragen werden. In jedem Fall wird die Krankenhausseelsorge ambivalent wahrgenommen: Kranke und deren Angehörige, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen den Seelsorgerinnen und Seelsorgern häufig einen hohen Vertrauensvorschuss entgegen und/oder benützen sie als "negative Projektionsfläche" für schlechte Erfahrungen mit der Kirche.

Vom Personal werden sie oft als "Experten für Sterbebegleitung", als "Sakramentenspender" oder als Feuerwehr bei "schwierigen" Patientinnen und Patienten eingeschätzt und angefordert. Für den Großbetrieb Krankenhaus sind sie nur von marginaler Bedeutung, weil sie in der offiziellen Rollenverteilung nicht vorgesehen sind. Sie kommen von "außen" und verfügen weder über instrumentelle Macht, noch über eine von vornherein gegebene offizielle Anerkennung.

Darin liegt jedoch auch eine Chance. Da sie nicht automatisch in die Therapie eingebunden sind, können sie frei und unbelastet von hierarchischen Strukturen aus der Distanz heraus die Defizite und Lücken der üblichen Behandlung besser erkennen (vgl. 1.1.) und so für die Patientinnen und Patienten eintreten.

Die Krankenhausseelsorge selbst befindet sich im Umbruch:

  • immer mehr Stellen für die Krankenhausseelsorge,
  • immer mehr Hauptamtliche, Männer und Frauen,
  • immer weniger Priester,
  • das Nebeneinander verschiedenster pastoraler Konzepte (z.B. eine ausschließlich "patientenorientierte", "sakramentenfixierte" Krankenseelsorge oder eine den Kontext "Krankenhaus" mit einbeziehende "gesprächsorientierte" Krankenhausseelsorge),
  • Schwierigkeiten einer konstruktiven Teamarbeit, vor allem zwischen Laien und Priestern,
  • eine verstärkte, wenngleich selten konfliktfreie, ökumenische Zusammenarbeit,
  • eine völlig unterschiedliche Einschätzung von Fort- und Weiterbildung und Supervision.

Um in dieser schwierigen Phase für die Krankenhausseelsorge erkennen zu können, welche pastoralen Konzepte in der Zukunft hilfreich für die Menschen sein können, ist es wichtig, zuvor die Ergebnisse der erarbeiteten Situationsanalyse aus theologischer Sicht kritisch zu beleuchten und zu beurteilen oder, wie es die Pastoralkonstitution "Gaudium et Spes" formuliert, "nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten"(GS 1).