Die Menschen, die zum Wohl der Kranken im Krankenhaus arbeiten, sind Teil der Gesellschaft. Sie sind von denselben Werten und Tabus geprägt, die allenthalben in der Gesellschaft anzutreffen sind.
Leistung und Effizienz bestimmen als Prinzipien des Handelns auch das Krankenhaus. Schließlich werden dort Höchstleistungen erwartet. Dazu kommt der Kostendruck im Gesundheitswesen.
Der ökonomische Druck auf die Leistungen des Krankenhauses hat zugenommen, der vorgegebene Finanzrahmen kann zu einem bevorzugtenmSteuerungselement werden. Konsequenzen sind u. a.:
- Verkürzung der Verweildauer im Krankenhaus,
- Zahlenmäßige Zunahme der schwerkranken Patienten, dadurch Intensivierung der Pflege: in immer weniger Betten sind anteilmäßig mehr schwerkranke Patienten zu versorgen; die Zahl der „pflegeleichten“ Kranken wird geringer,
- Abbau von Personalstellen bei Pflegenden und Ärzten,
- Rationalisierung der ärztlichen Leistungen in Diagnose und Therapie.
Daraus erwächst die Spannung zwischen therapeutischem Bemühen und den Grenzen des Machbaren; sie ist oft nur schwer verständlich zu machen. Zunehmend geht sie auch zu Lasten der Patienten.
Oft fühlen sich Ärzte und Pflegende angesichts geängstigter, depressiver, trauernder oder aggressiver Patienten überfordert. Der Schwerkranke bräuchte aber in dieser Situation einfühlende Zuwendung und hilfreiches Verstehen in besonderem Maße. Seine Situation im Krankenhaus wird damit zusätzlich belastet.
Eine besondere Herausforderung für alle im Krankenhaus Tätigen stellt die Tatsache dar, daß mehr als die Hälfte der Menschen – in manchen Großstädten mehr als 90 % – in unserem Land in Krankenhäusern stirbt. Im Angesicht des Todes aber geht es nicht mehr um „Machen“, sondern um Zuwendung zum Patienten, um das Aushalten bei ihm – auch für Ärzte.
Die Leistungen des Krankenhauses werden in Zukunft nicht nur auf stationäre Dienste beschränkt bleiben. Vorstationäre Diagnostik und nachstationäre Behandlung sowie die Möglichkeit, ambulant zu operieren, sind gesetzlich geboten. Das Krankenhaus muß angesichts der immer kürzeren Verweildauer der Patienten die Zusammenarbeit mit den Sozialstationen und niedergelassenen Ärzten neu strukturieren. Nur wenn die Nachsorge sichergestellt werden kann, ist es verantwortbar, die Patienten früher aus dem Krankenhaus zu entlassen. Angesichts der Vernetzung der Dienste (Krankenhausarzt – Hausarzt; Pflege im Krankenhaus – Pflege zu Hause durch Angehörige oder die Sozialstation) müssen sowohl die Verbindung zwischen Krankenhausseelsorge und Krankenseelsorge in den Gemeinden oder Altenheimen sowie das in diesen verschiedenen pastoralen Handlungsräumen jeweils Mögliche und Notwendige neu bedacht werden.
Das Krankenhaus muß auch in Zukunft ein „Haus für Kranke“ bleiben, in dem Heilung angezielt und erreicht wird und Sterben in Würde möglich ist.