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Neurologie

Sacks, Oliver: Der Tag, an dem mein Bein fortging. Reinbeck bei Hamburg 19892

„Das Ich ist ein Körperliches“ befand schon Sigmund Freud. Der 1933 als Arztsohn in London geborene Neurologe Oliver Sacks erlebte am eigenen Leib, was das bedeutet: Auf einer Bergwanderung in Norwegen stürzt er so unglücklich, dass der Oberschenkelmuskel des linken Beines abgerissen wird. Nach der notwendigen Operation merkt der Autor voller Schrecken, dass er sein Bein überhaupt nicht mehr spürt, ja sogar jegliches Vorstellungsvermögen dafür verloren hat. Auf über 200 Seiten wird dieser Unfall und seine Folgen bis hin zur Genesung mikroskopisch genau aus der Erlebnislage des Patienten heraus geschildert, wobei auf eine dezente neurologische Kommentierung nicht verzichtet wird. Im Nachfühlen werden die Ängste, Phantasien und Kommunikationsschwierigkeiten des Verletzten verständlich und als natürlicher Genesungsprozess deutlich. Vielleicht könnte sich daraus ein humanerer – weil sachkundiger – Umgang mit dem Phänomen ‚Krankheit und Gefühle’ ergeben. Es handelt sich um ein Buch, das wohl nicht nur medizinisch ‚interessant’ ist, sondern KrankengymnastInnen wie SeelsorgerInnen gleichermaßen empfohlen werden kann. (Hans Weller)

Sacks, Oliver: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Reinbeck bei Hamburg 19902

Der Neurologe Oliver W. Sacks erzählt zwei Dutzend Krankengeschichten. Es geht ihm dabei weniger um die jeweiligen Krankheiten, sondern weit mehr um die Menschen, die diese Krankheiten (meist) erleiden. In welchen Welten leben diese Menschen, was empfinden sie, was ist mit ihrer Seele? Entstanden sind so Wanderungen durch Bewusstseinswelten, die zunächst fremd und bedrohlich wirken. Doch Sacks akzeptiert die bisweilen verblüffenden Leistungen seiner Patienten und versucht ihnen zu helfen, ihre eigene Lebensqualität zu finden und zu verwirklichen. William Osler hat recht: „Ein Gespräch über Krankheit ist eine Art Erzählung aus Tausendundeiner Nacht.“ Dieses Buch vermittelt aber nicht nur jene eigentümliche Faszination der Krankheit, es stiftet auch an zu Respekt und Achtung gegenüber den Betroffenen. Ergänzt wird der Band durch Literaturhinweise, einem notwendigen Glossar und einem Register. So sind auch dem Laien Zugänge zu Lebensbereichen möglich, die uns sonst verborgen bleiben. (Hans Weller)